Kurzkonzept Kinderhaus Orangerie
Für eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern und den Kindern sind für uns:
- Vertrauen
- Partnerschaft
- gegenseitige Wertschätzung
- Offenheit
- Transparenz
wichtige Grundhaltungen.
Nachfolgend wird ein Auszug aus der Konzeption bereitgestellt.
Die vollständige Konzeption für das Kinderhaus Orangerie liegt im Downloadbereich.
Das Pädagogische Konzept
Maria Montessori
Wir arbeiten in unserer Einrichtung nach den Prinzipen und Methoden der als Reformpädagogin bekannten Ärztin Dr. Maria Montessori (1870 - 1952). Sie war eine der ersten Frauen, die in Medizin promovierte.
Zunächst beschäftigte sie sich mit geistig und körperlich behinderten Kindern. In San Lorenzo, einem Armenviertel von Rom, eröffnete sie 1907 die erste Casa dei Bambini („Kinderhaus“). Sie nahm Kinder unterschiedlichster sozialer Herkunft auf. Mit einem geschulten, wissenschaftlichen Blick hat sie in zahlreichen Beobachtungen eine Menge von Gesetzmäßigkeiten über die Art, wie junge Kinder lernen und ihrer Entwicklungsaufgaben nachkommen, beobachtet.
Bis heute sind viele dieser Erkenntnisse wissenschaftlich belegt. Diese einzigartige Pädagogik ist seit vielen Jahrzehnten erprobt und bewährt.
„Führe Euer Kind immer nur eine Stufe nach oben. Dann gebt ihm Zeit zurückzuschauen und sich zu freuen. Lasst es spüren, dass auch Ihr Euch freut, und es wird mit Freude die nächste Stufe nehmen.“ (Franz Fischereder)
Für uns als Team bedeutet dies, Ihr Kind als Individuum anzunehmen. Wir begleiten es in seiner Entwicklung durch intensives Beobachten und Handeln. Ihre Bereitschaft, sich als Eltern auf die Montessori-Pädagogik einzulassen sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit bilden eine gute Grundlage, dass Ihre Familie das Kinderhaus als wundervolle Erfahrungen erleben kann.
Das Kind als Individuum
Wir verstehen jedes Kind als ein Individuum, das gemäß seinem „inneren Bauplan“, danach strebt, sich ganz ungehindert zu entfalten. Bereits wenn ein Kind auf die Welt kommt trägt es einen „inneren Bauplan“ mit sich. So ist es also die Aufgabe des Erziehers bzw. der Erzieherin, jedes Kind so zu begleiten und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit es seinen „inneren Bauplan“ optimal entfalten kann.
„Das Interesse des Kindes hängt allein von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.“ (Maria Montessori)
Die sensible Phase in der Montessori-Pädagogik
Innerhalb der sensiblen Phasen ist das Kind besonders offen und empfänglich für bestimmte Lernerfahrungen. Maria Montessori betonte, dass Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren sensible Phasen für Bewegung, Ordnung und Sprache
haben.
In diesen Phasen öffnen sich bei den Kindern „kleine Fenster“. Solange diese Fenster geöffnet sind, hat das Kind die Möglichkeit schnell und mit wenig Anstrengung zu lernen. Man kann es auch als Wissensdurst des Kindes bezeichnen, der gestillt werden muss, damit sich ein neues Fenster öffnen kann.
„Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.“ (Maria Montessori)
Die vorbereitete Umgebung
Unter der vorbereiteten Umgebung versteht man eine kindgerechte Gestaltung des Raumes. Teil dieser Umgebung ist das pädagogische Entwicklungsmaterial aber auch der Erzieher bzw. die Erzieherin. In einer derartigen Umgebung finden Kinder alle Anregungen, die es zu einem geistigen Wachstum bringen. Sie bietet dem Kind viele Anreize zur freien Wahl der Arbeit. Diese hilft dem Kind, sich in seinen intellektuellen, psychischen und motorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Für die räumliche Umgebung sind wichtig:
... eine klar ersichtliche Ordnungsstruktur für verschiedene Bereiche (Bsp. Sprache, tägliches Leben).
... genügend Freiflächen, die zum Arbeiten auf dem Boden einladen.
... eine ästhetische Raumgestaltung.
... dass jedes Kind seinen Arbeitsplatz frei wählen kann (freie Wahl der Arbeit)
Das Entwicklungsmaterial ist,
... vollständig und gepflegt.
... ästhetisch gestaltet.
... nur einmal vorhanden.
... reduziert auf einen Lerninhalt.
... an einem festen Platz im Raum und für jedes Kind zugänglich.
Außerdem enthält das Entwicklungsmaterial eine Selbstkontrolle für das Kind und bietet einen auffordernden Anforderungscharakter, um weitere Lernprozesse zu bewirken.
„Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.“ (Maria Montessori)
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Im Jahre 1907 entdeckte Maria Montessori das Phänomen der Polarisation der Aufmerksamkeit im Casa dei Bambini (erstes Kinderhaus in Rom). Sie beobachtete ein dreijähriges Mädchen, welches 44 - mal Holzzylinder in die entsprechenden Öffnungen eines Zylinderblocks steckte. Maria Montessori war überrascht und begeistert von der Konzentration des Kindes, das sich nicht unterbrechen ließ.
Durch die vorbereitete Umgebung ist es möglich, eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, durch die ein Kind immer wieder in diese Polarisation der Aufmerksamkeit gelangen kann. Hier ist ein Versinken in die jeweilige Arbeit zu beobachten, in der sich das Kind nicht von äußeren Störungen ablenken lässt.
Am Ende der Arbeit empfindet das Kind eine emotionale Zufriedenheit über sein gelungenes Tun. Erst dann wendet es sich wieder bewusst der Außenwelt zu.
Die Bereiche der Montessori - Pädagogik
Das Kinderhauskind erlebt die Welt durch Sinneserfahrung und vor allem durch eigene Erlebnisse in seiner Umwelt. Wichtig ist, dass in der Montessori - Pädagogik „das Spiel“ des Kindes „als Arbeit“ gesehen und bezeichnet wird.
„Es ist die gemeinsame Arbeit, die Zuwendung zum Kind und die Liebe zum sich selbstentwickelnden Menschen, die diesem eine möglichst gute Entwicklung seiner Persönlichkeit ermöglicht; ... erst dann kommt die Arbeit mit dem Material.“ (Maria Montessori)
Das Entwicklungsmaterial von Maria Montessori berücksichtigt das starke Bedürfnis des Kindes nach Bewegung und fördert zugleich das soziale Miteinander in der Gruppe. Die Bewegung spielt in der Montessori - Pädagogik eine sehr wichtige und zentrale Rolle. Neben der täglichen Bewegung in der Natur ist die Präzision der Bewegung ein elementares Element.
Das „Begreifen“ beziehungsweise das Tätigsein ist eine sehr wichtige Voraussetzung für Verstehensprozesse des Kindes. Nicht nur der Verstand des Kindes hat sich etwas gemerkt, sondern das Wissen ist auch in das Muskelgedächtnis eingeschrieben.
Übungen des täglichen Lebens
Das Kind möchte gerne selbständig und unabhängig sein, möchte vieles alleine tun und auch dem Erwachsenen helfen. Es möchte sich die Jacke zumachen, den Tisch decken oder auch die Schuhe binden. In ganz klar unterteilten Schritten fordert Maria Montessori vom Erwachsenen, dem Kind diese Handlungsabläufe gemäß seinen Fähigkeiten zu zeigen. Hierzu gibt es bei uns im Kinderhaus z. B. kleine Kännchen und Gefäße zum Schütten und Gießen, verschiedene Verschlussrahmen mit Reißverschluss, Schleifen und Knöpfen. Die Kinder helfen bei der Zubereitung des Frühstücks und des Mittagessens auch in andere lebenspraktische Tätigkeiten sind die Kinder mit eingebunden. Durch die täglichen Aufgaben lernt das Kind die lebenspraktischen Fähigkeiten, die ihm zu Selbständigkeit verhelfen.
Welterkundung
Das 3 – bis 6 -jährige Kind erlebt zahlreiche Phänomene der Natur und Kultur. Das Kind bekommt erste bewusste Einblicke in die Zusammenhänge unseres Universums. Kinder sind neugierig und wahre Forscher, denn sie möchten sich die Welt erschließen. Sie wollen zum Beispiel wissen, wie lange es die Welt schon gibt oder warum ein Stein so hart und kalt ist. Dieser Bereich ist das grundlegende Prinzip unseres pädagogischen Denkens und Handelns. Es gibt
verschiedene Landkarten, Fahnen, Globen, Tier- und Pflanzenpuzzles und vieles mehr. Diese und andere Materialien können dem Kind helfen, Erscheinungen der Natur und kulturelle Errungenschaften zu ordnen und näher zu untersuchen.
Sinnesmaterial
Mit Hilfe des Sinnesmaterials lernt das Kind die vielen Eindrücke der Umwelt, die es seit seiner Geburt gesammelt hat, zu strukturieren. Bei jedem Material wird nur ein Sinn angesprochen (Riechen, Hören, Tasten, Schmecken, Sehen). Das Kind kann „begriffene“ Sinneserfahrungen auch abstrahieren, in anderen Zusammenhängen anwenden und in unsere Umwelt einordnen.
Sprache
Die Sprache begleitet das Kind seit seiner Geburt. Das Kind lernt die Muttersprache und kann bis zum Kinderhausalter seine Grundbedürfnisse artikulieren. Der bewusste Einsatz von Sprache in einer Gruppe erweitert den Wortschatz der Kinder. Es macht Spaß, zusammen zu reimen, zu singen oder sich gar Geschichten zu erzählen. Im Alter von zirka 4 Jahren ist das Kind sensibel für das Schreiben- und Lesenlernen, hier stehen ebenfalls Materialien
zur Verfügung (zum Beispiel: Einsatzfiguren aus Metall, Sandpapierbuchstaben, bewegliches Alphabet, ...) Der eigene Name oder auch Oma, Mama und Papa sind die ersten Wörter, die Kinder schon früh verschriftlichen können. Mit dem reichhaltigen Sprachmaterial im Kinderhaus können Kinder bereits lesen und schreiben, wenn sie den Übergang zur Schule machen.
Mathematik
Maria Montessori spricht von einem mathematischen Bewusstsein, das bereits sehr früh in den Kindern schlummert. Das Kind vergleicht Mengen, schätzt oder unterscheidet unterschiedliche Größen. Das Mathematikmaterial schließt
unmittelbar an das Sinnesmaterial an. Das Kind erhält ein konkretes anschauliches Material zum Zahl- und Mengenverständnis. Es lernt einfache Methoden zum Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren kennen. Zum Material aus dem Bereich Mathematik gehören zum Beispiel Numerische Stangen, goldenes Perlenmaterial, Divisionsbrett. Durch das Material kann das Kind mit Hand und Geist die spannende Welt der Zahlen kennen lernen und begreifen.
Stille
Wunderbar zu beobachten ist, dass Kinder ganz sensibel auf Stille reagieren. Sie brauchen neben den aktiven Momenten im Alltag auch Ruhezeiten. Die Übungen zur Stille von Maria Montessori haben mit dem Finden seiner inneren Mitte zu tun - sich selbst spüren. Hier bieten wir dem einzelnen Kind u. a. folgende Gelegenheiten: Gehen auf der Linie, Lauschübungen, Beobachten der Natur und so weiter.
Sozialerziehung und Friedenserziehung
Maria Montessori war der festen Überzeugung, dass die Sozialerziehung des Kindes vor allem indirekt über das Entwicklungsmaterial und die Gruppe erfolgt. So ist jedes Material im Kinderhaus nur einmal vorhanden. So möchten wir bewirken, dass die Kinder miteinander kommunizieren und auch ihre Wünsche und Gefühle äußern. Jedes Kind entscheidet für sich immer wieder neu, ob es die gewählte Arbeit allein machen möchte oder zusammen mit anderen Kindern. So ist es möglich, dass die Kinder die eigenen Bedürfnisse kennenlernen und auch auf die Wünsche der Anderen eingehen und diese respektieren.
„Konflikte zu vermeiden ist das Werk der Politik, den Frieden aufzubauen ist das Werk der Erziehung.“ (Maria Montessori)
Rolle des Erziehers / der Erzieherin
Aus Sicht Maria Montessoris ist eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung die Grundlage unseres täglichen pädagogischen Handelns.
- Die Erzieherin / der Erzieher schafft für die Entwicklung des Kindes eine vorbereitete Umgebung und stellt sich ihm helfend zur Seite.
- Er / Sie begleitet das Kind in der Persönlichkeitsentwicklung.
- Bei Kindern, die ihre Arbeit gefunden haben, kann er / sie sich entsprechend zurückhalten.
- Durch gezielte Beobachtung kennt der Erzieher / die Erzieherin den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes.
- Er / Sie ist bereit sich regelmäßig fort- und weiterzubilden.
Es entsteht also eine strukturierte vorbereitete Umgebung, in der sich das Kind eigenständig zurechtfindet. Aufgrund des eigenen Handelns gewinnt es an Sicherheit und Zufriedenheit.
„Erziehung ist Vorbild sein und sonst nichts als Liebe.“ (Maria Montessori)